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  • 26. September 2023

    EFA Skillshare in der goldenen Stadt

    Ich komme gerade aus Prag zurück…

    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dort vorher noch nie gewesen zu sein. Wir hatten Glück mit dem Wetter, strahlend blauer Himmel, der alle Fassaden leuchten ließ, und ein Konferenzort mitten in der Altstadt in Parlamentsnähe. Mitten drin. Etwa 40 Fundraisende hatten sich versammelt zum jährlichen Skillshare des europäischen Fundraisingverbandes EFA, zur Messe oder Werkschau sozusagen. Von Finnland bis Italien, von Irland bis Polen waren Delegierte zwei Tage zusammen, um zu diskutieren, was dran ist und was dran sein wird im Fundraising. KI/AI gilt neben der Digitalisierung als eine große Herausforderung. In vielen Ländern gehört KI im Fundraising schon längst zum Alltag – wird eingesetzt, um Spendenbriefe zielgruppengenauer zu machen, um Datenbanken besser auszuwerten oder Emailantworten zu schreiben. Deutschland steht hier eher noch am Rand – in England ist die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Viele haben damit begonnen – und werden nicht aufhören – außer wenn es zu großen Verwerfungen/Fehlern/Datenunfällen kommt. Denn leider ist, wie so oft im Fundraising, der zweite Schritt vor dem ersten getan: Gut gemeintes Ausprobieren. Ohne ethischen Rahmen. Der wird erst entwickelt werden, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Schade – denn in KI stecken so viele Möglichkeiten im positiven wie im negativen, dass der Brunnen zu tief sein könnte, das Kind heil wieder herauszuholen.

    Ein zweites ist die europaweit zu beobachtende Tendenz, dass immer weniger Spendende immer mehr spenden. Der (noch) gut situierte Mittelbau der Gesellschaft füllt die Lücken und überaltert dabei. In einigen Ländern ist die Wende wohl schon eingetreten. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten wird ein Spendenrückgang registriert. Verbunden mit der schrumpfenden Anzahl an Spendern wird die Frage der Gewinnung von Neuspendern, der Spenderansprache drängend. Doch social media liefert, bei allen Anstiegen, die im Fundraising dort zu verzeichnen sind, nicht mal ansatzweise eine Entlastung, auf die man bauen könnte.

    Für mich jedoch war ein dritter Aspekt ausschlaggebend: die politischen Veränderungen. Mehrere Vertreter berichteten von einer großen Unsicherheit in ihrem jeweiligen Heimatland, weil die politische Ausrichtung zunehmend populistischer und damit der freien Zivilgesellschaft gegenüber distanzierte werde. Eine starke Bürgerschaft im Gegenüber zur Politik ist in vielen Ländern nicht mehr erwünscht. Staatliche Gremien sind dabei Freiheiten einzuschränken – manchmal einfach, indem die Steuergesetze so angepasst werden, dass unliebsame Mitspieler weniger finanzielle Mittel erhalten und die Ausschüttung in Zukunft an politische Willfährigkeit gekoppelt wird. Diese politische Dimension des Fundraisings lag mir als Kirchenvertreter bisher nicht so obenauf – doch es gilt, den Anfängen zu wehren.

    Paul Dalby, EFA Certification Committee

    PS 1: Diese internationalen Möglichkeiten sollten wir weiter ausbauen.

    PS 2: Und solch tolle Projekte weiter verbreiten wie die Großspendenkampagne der Prager Philharmonie!

     

     

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    Paul Dalby, Beirat des DFRV und Leitung Fachgruppe Kirche des DFRV; Foto: Dora Csala